Eine multimediale Theaterperformance
über die Beziehung zum eigenen Körper, über Ängste, Sehnsüchte und Wünsche zum Thema Berührung
gefördert durch die Senatsverwaltung für Kultur und Europa in Berlin
Idee: Johanna Debes & Rudolf Schmid
Regie: Rudolf Schmid , Co-Regie: Lisa Violetta Gaß, Technik: Maya Götte
Spiel: Johanna Debes, Lin Hektoen, Rasmus Wirth, Rudolf Schmid
Bühne, Figuren, Objekte: Rudolf Schmid, Kostüme: Anika Klipstein
Jeder Mensch braucht Berührung. Sie ist genau so wichtig wie Atem, Nahrung und Wasser. Ohne Berührung verkümmern wir, erst emotional, dann körperlich. Das wissen wir spätestens seit dem Experiment, das Kaiser Friedrich II im 12. Jh. angewiesen haben soll: Um herauszufinden, ob eine „Ur-Sprache“ in uns steckt, ließ er Babys zwar mit Nahrungsmitteln versorgen, sonst aber mit keinerlei Zuwendung. Sie wurden nicht angeschaut, nicht angesprochen – und nicht berüht. Das Experiment misslang. Alle Babys starben frühzeitig. Ohne menschliche Wärme und Berührung fehlte ihnen die gesamte Lebensbasis. Auch im Erwachsenenalter ändert sich an diesem elementaren Bedürfnis nach Körperkontakt nichts. Berührung ist lebenswichtig und befriedigt unsere tiefe Sehnsucht, geliebt und angenommen zu sein.
„Niemand berührte ein Kind in dieser Gegend, in dieser Zeit. Man musste es nicht Berührung nennen, man musste es nützlich aussehen lassen. Ich kämme meinem Großvater die Haare, die wenigen, die er hat. Still sitzt er vor mir auf dem Küchenstuhl, die Augen geschlossen. Ich tunke den Kamm in ein Kännchen Wasser, damit sich der Scheitel genau ziehen lässt. Strähne für Strähne ordne ich auf seinem Kopf. Die Zeit dehnt sich. Berührung.“
„Meine Haut umhüllt mich.
Sie ist das, was zwischen dir und mir ist.
Sie ist mein Kontaktorgan.
Mit meiner Haut spüre ich die Welt.
Meine Haut reagiert. Sie zuckt. Sie ist erregt. Gänsehaut. Meine Haut spürt: Sie will gestreichelt werden. Weiche Haut, verletzte Haut, unreine Haut, schöne Haut. Eine dicke Haut haben, dünnhäutig sein.“
Durchbrich meine Distanz.
Durchstoße meine Abwehr.
Verletzte mich, wenn du willst.
Aber – berühre mich.