Regie Rudolf Schmid
Spiel Gabriele Ryck, Siegrid Spachtholz, Jan Kurbjuweit, Bernd Raucamp, Volker Langwagen
„Unglücklich sein kann jeder, sich glücklich machen aber will gelernt sein, dazu reicht etwas Erfahrung mit ein paar persönlichen Malheurs nicht aus.“
Paul Watzlawick
Das Stück
Als Inspiration für das Stück diente das bekannte Buch ‚Anleitung zum Unglücklichsein‘ des amerikanischen Psychologen Paul Watzlawick: Paul Watzlawicks hintergründig maliziöse Geschichten ranken sich „um die Grundprinzipien der Erzeugung, Pflege und Verfeinerung von Problemen“: Es geht um innere Widersprüche und Paradoxien, um manisches Getriebensein, eben um den Stoff, aus dem das Unglücklichsein gewoben ist. Es entstehen Szenen von manischem Starrsinn. Man sieht 5 Figuren auf der Suche nach dem persönlichen Glück. Blind für die Sackgassen ihrer eigenen Wahrnehmung, treiben sie ihre Mechanismen und Manien so weit, bis die inneren Programme zusammenbrechen – um sich dann vielleicht zu verwandeln?
Wie in unseren Stücken ‚Liebling mein Herz‘ und ‚Rasender Stillstand‘ wird in ‚Die Kunst, unglücklich zu sein‘ ein Mosaik von Bildern geschaffen. Gearbeitet wurde mit szenischem Material aus der Literatur sowie mit persönlichem Material der Schauspieler, das collageartig verwoben wurde. So entstand der für unsere Abendstücke typische, assoziativ-bildhafte Stil.
22.September 1996 – Berliner Morgenpost
Einfühlsamer Blick auf die Nachbarn und ihre Neurosen
„Die Kunst, unglücklich zu sein “ im Fliegenden Theater
Zu Beginn lockt Regisseur und Bühnenbildner Rudolf Schmid in ein Labyrinth. Fünf Schauspieler stellen dort die kindlichen Neurosen aus, die sie auch als Erwachsene begleiten werden; „Die Kunst, unglücklich zu sein“ im Fliegenden Theater basiert auf dem einstigen Kultbuch des amerikanischen Psychologen Paul Watzlawick, „Anleitung zum Unglücklichsein“. Symbole aus dem Archiv der Seelendeutung wie übergroße Stühle und verstümmelte Puppen gehören zu ‚den Requisiten des eineinviertelstündigen Spiels. Schmid verfällt jedoch nicht auf den Fehler, die Vorlage, die- fast ’nur aus sehr lang ausgebreiteten Witzen besteht, nachzuerzählen. Er legt die Figuren zwischen Stilisierung und Einfühlung an und erreicht einen doppelten Wiedererkennungseffekt, Die Darsteller verweisen auf literarische Muster und sind zugleich Menschen von nebenan. Bernd Raucamp ist als Hausmeister ein trauriger Clown ‚zwischen Aggressivität und Melancholie, der mit Sigrid Spachtholz ein Paar bildet, das die Zeit voneinander entfremdete. Gabriele Ryck überzeugt als liebesbedürftige einsame Frau. Mit einem stilisierten Buckel erinnert ‚Volker Langwagen an jene Monster, in denen sich die ganze Traurigkeit ihrer Umwelt bündelt. Ian Kurbjuweit gibt einen Musiker, ‚der an der Verachtung durch seine Mitmenschen verzweifelt. In den angedeuteten Kinderzimmern und Wohnungen eines Miethauses lassen sich die literarischen Anspielungen komödiantisch mit den Mißverständnissen verbinden, die die Menschen bisweilen lustvoll in Konflikten und im Selbstmitleid auskosten.